Großes Waldopfer in Homburg: „Sinnlos wüten die Sägen“

Waldstück in Homburg gerodet

Lebach/Homburg: In Homburg wird derzeit ein großes Waldstück gerodet, ohne dass eine direkte Notwendigkeit besteht. Im Hinblick auf den Klimawandel dürften solche fragwürdigen Projekte nicht toleriert werden, stellt der NABU fest.

Die Stadt Homburg hatte im Jahr 2010 auf dem Gelände Zunderbaum einen Bebauungsplan erlassen. Die vorgesehene Nutzung für einen Fahrzeug-Umrüster kam jedoch nicht zustande. Zehn Jahre später verkaufte die Landesregierung, der das Gelände gehört, an einen anderen Investor, einen Logistikbetrieb. Der Stadtrat hatte hierzu mehrheitlich die Zustimmung gegeben unter folgender Voraussetzung: „Dem Grundstücksverkauf … wird zugestimmt unter der Bedingung, dass eine sichere Verkehrsregelung geschaffen wird.“ (zit. nach Protokoll).

Schon bei der ursprünglichen Planung waren starke Bedenken hinsichtlich der chronisch überlasteten Bundesstraße B 423 geäußert worden. Eine alternative Anbindung über Gelände der Nachbargemeinde Kirkel erscheint aussichtslos, da dort kein politischer Wille besteht, dies zu gestatten und dies planerisch gesichert ist. „Durch die neue Ansiedlungsabsicht hat sich die Lage verschärft, denn ein Logistikunternehmen verursacht ein Vielfaches an Verkehr.“ schildert Winfried Anslinger, Vorsitzender der NABU Homburg das Problem. „Ob eine Planung noch wirksam ist, wenn die Voraussetzungen sich dermaßen geändert haben, steht dahin.“

Schon mit den ursprünglich erlassenen Festsetzungen und ökologischen Ausgleichsmaßnahmen war der NABU nicht einverstanden. So ersetze die Ausgleichs-Waldfläche gerade mal ein Drittel des wegfallenden Waldes. Die anderen Ersatzmaßnahmen seien nur teilweise umgesetzt. So wurden die Betonhalbschalen im Schwarzweihergraben nur zur Hälfte entnommen. Teiche wurden aus Wasserschutzgründen so flach ausgeführt, dass sie im Sommer austrocknen. Auch war der NABU mit der Ökopunkteberechnung nicht einverstanden.

„Immer wieder kommt es dazu, dass der ökologische Ausgleich entweder gar nicht, oder nicht vollständig erfolgt. Das können wir uns im Hinblick auf den Artenschwund, den Klimawandel und die schwindende Wildnis nicht mehr leisten“, sagt Dr. Julia Michely, Landesvorsitzende des NABU Saarland. Unsere Gesellschaft müsste sich in den nächsten Jahren vor den Auswirkungen des Klimawandels wappnen. Dabei sei es von enormer Bedeutung den Flächenfraß zu minimieren wo es ginge, Flächen entweder zu recyclen oder zu renaturieren, um der Natur Raum zurückzugeben. „Wenn immer mehr Naturräume verschwinden, ohne dass es einen wirklichen Nutzen gibt, werden wir sehr bald die Retourkutsche dafür zu spüren bekommen“, so Dr. Julia Michely. „Hier wird ein großes Waldstück "vorsorglich" gefällt, ohne dass eine echte Ansiedlungschance besteht, also ohne echte Notwendigkeit. Dabei steht anderswo viel recyclingfähiges Gelände zur Verfügung, das nur aus Kostengründen nicht erschlossen wird“, betont Winfried Anslinger.

Ob die bisher vorgesehene Fläche sich überhaupt noch für Ansiedlungen eignet, erscheint fraglich, da die einzige Erschließungsstraße (B423) inzwischen völlig überlastet wäre. In Homburg sind bereits drei weitere Logistikunternehmen ansässig. Der Stadtrat muss im Sommer wahrscheinlich über ein "Verkehrskonzept" entscheiden, welches die Erschließungsmöglichkeit des Geländes darstellen sollte. „Wir befürchten, dass ein Gefälligkeitsgutachten vorgelegt wird, da die Landesregierung starkes Interesse an dieser zusätzlichen Logistik-Ansiedlung hat und auch Eigentümerin des Geländes war“, so Winfried Anslinger. „Sie hat es auch an den Investor verkauft. Die Sachlage ist also durchaus komplex.“

Der NABU fordert:

  • Keine Logistikansiedlung und keine "vorsorgliche" Fällung von Wald ohne sinnvolle Nutzung
  • Entweder Erhalt der Waldfläche oder schonende Nutzung für andere Zwecke mit Teilerhalt von Grünfläche auf dem Gelände
  • Schluss mit dem Flächenfraß: Flächenrecycling an anderer Stelle mit intelligenter Zukunftsstrategie

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